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Zombie-Droge bald in Graz? Das sagen die Experten

Bilder von Süchtigen aus den USA, die in Zombie-ähnlichen Zuständen verharren, überschwemmen die sozialen Medien. Wie hoch ist die Gefahr, dass es hierzulande zu ähnlichen Szenarien kommt? Wir haben bei den Experten nachgefragt.

von Jasmin El-Ashi-Pöstinger
3 Minuten Lesezeit(522 Wörter)

Es sind erschreckende Bilder, die man aus den USA zu sehen bekommt: Menschen, die völlig regungslos auf der Straße liegen oder wie Zombies durch die Stadt wandeln. Grund dafür: „Tranq“ – eine neue Droge, gemischt aus synthetischen Opioiden und Xylazin, einem Schmerzmittel aus der Veterinärmedizin. „In Wahrheit geht es hier um eine relativ kleine, medial überproportional dargestellte stigmatisierte Gruppe von Menschen“, erklärt Mag. Harald Ploder, Leiter der Grazer Streetworker im Drogenbereich. Die Gefahr einer Ausbreitung der synthetischen Opioide sei allerdings tatsächlich gegeben. Auch in Graz.

Keine Ländergrenzen für Drogen

„Synthetisch hergestellte Opioide breiten sich, zwar sehr langsam, aber doch, europaweit aus“, beschreibt Mag. Milena Simonitsch, Substanzexpertin der Grazer Streetworker im Drogenbereich, die Situation. Sie erklärt, dass synthetische Opioide 50 bis 100 Mal stärker wirken als Heroin. Diese werden dem Heroin oft beigemischt und führen daher leicht zu einer Überdosierung. „Drogen machen keinen Halt vor Ländergrenzen. Wir gehen davon aus, dass diese auch irgendwann in Österreich ankommen. In Afghanistan haben die Taliban den Opium Anbau verboten. Dadurch könnte es zu einer Heroin-Knappheit in Europa kommen.“ In diesem Fall wäre die Verbreitung der synthetischen Alternativen sehr wahrscheinlich.

Erste Todesfälle in Nordeuropa

Im Zuge der Berichterstattung über die aktuelle Drogenproblematik in den USA, wird immer wieder das Medikament „Fentanyl“ genannt. „Fentanyl ist eigentlich ein Opioid-Medikament, das bei extrem starken Schmerzen eingesetzt wird. Zum Beispiel in der Palliativmedizin. Aber es gibt auch das nicht-pharmazeutische Fentanyl“, erklärt Simonitsch weiter. Dieses werde extrem billig in Laboren in China hergestellt, könne man recht einfach über das Darknet bestellen und habe die aktuelle Opioid-Krise in den USA ausgelöst. „Auch im Norden Europas, also in Ländern wie Schweden oder Litauen, gab es schon die ersten Todesfälle.“ In den USA starben in den letzten Jahren zigtausende Menschen an einer Überdosierung dieser synthetischen Opioide.

Noch gefährlicher als Fentanyl

„Es gibt ein europäisches Frühwarnsystem, das alle auftretenden Substanzen bekannt gibt. Dort verzeichnet man einen Anstieg an Nitazenen“, schildert Simonitsch die aktuelle Situation. Nitazene sind eine weitere Form der synthetisch hergestellten Opioide, die ursprünglich als alternative Schmerzmittel erforscht wurden. Aufgrund der hohen Risiken einer lebensbedrohlichen Atemdepression wurden sie als Medikament nie zugelassen. „Wir beobachten die Situation und Ausbreitung in Europa sehr genau und machen unsere Zielgruppe auf die Entwicklungen aufmerksam“, beschreibt Mag. Simonitsch die vorbereitenden Maßnahmen der Grazer Streetworker.

Auch Graz bereitet sich vor

„Im Kontaktladen in der Orpheumgasse haben wir eine Naloxon-Ausgabe. Ein Nasenspray, mit dem eine Opioid-Überdosierung aufgehoben werden kann.“ Der Umgang damit wird vor Ort geschult. Ebenso wird ein „Drogen-Notfall-Erste Hilfe-Training“ und eine „Safer-Use-Beratung“ angeboten: „Vor allem unbekannte Substanzen sollte man nicht alleine konsumieren. Wenn eine zweite Person dabei ist, kann sie bei einer Überdosierung Hilfe holen und Maßnahmen ergreifen.“ Konsumenten haben außerdem die Möglichkeit, die Substanzen, die sie konsumieren möchten, vorab bei den Streetworkern abzugeben und beim „Drug Checking“untersuchen zu lassen, damit sie deren genauen Inhaltsstoffe erfahren. „Es wäre wünschenswert, wenn all diese Angebote flächendeckend genutzt werden“, so Simonitsch abschließend.

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