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/ ©Büro LHStvin Schaunig
Ein Bild auf 5min.at zeigt Jürgen Pfeiler (Volkshilfe), Marcel Leuschner (Diakonie de La Tour), LR.in Beate Prettner, LHStv.in Gaby Schaunig, Christian Eile (Caritas), Michaela Obrist (pro mente kärnten), Evelyn Dawid (Autorin der Kärntner Armutsstudie), Daniel Weidlitsch (Arbeiterkammer Kärnten), LR.in Sara Schaar, Ernst Sandriesser (Caritas).
Zu sehen von links nach rechts: Jürgen Pfeiler (Volkshilfe), Marcel Leuschner (Diakonie de La Tour), LR.in Beate Prettner, LHStv.in Gaby Schaunig, Christian Eile (Caritas), Michaela Obrist (pro mente kärnten), Evelyn Dawid (Autorin der Kärntner Armutsstudie), Daniel Weidlitsch (Arbeiterkammer Kärnten), LR.in Sara Schaar, Ernst Sandriesser (Caritas).

Armut in Kärnten sichtbar machen: Studie gibt tiefen Einblick

Die Kärntner Armutsstudie 2024 macht Armut sichtbar! Sie wurde heute im Rahmen der 15. Sozialen Dialog Konferenz 180 Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, sozialen Organisationen und der Zivilgesellschaft vorgestellt.

von Eva Taumberger
4 Minuten Lesezeit(843 Wörter)

Die Krisen der vergangenen Jahre haben die Zahl der armutsgefährdeten und -betroffenen Menschen in Österreich erhöht. Das sagt die Statistik, aber wie genau schaut es in Kärnten aus? Wie geht es den betroffenen Menschen, vor welchen Hürden stehen sie, welche Hilfsangebote nehmen sie in Anspruch, wo mangelt es an Unterstützung? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, hat das Land Kärnten gemeinsam mit dem Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung die Kärntner Armutsstudie 2024 in Auftrag gegeben. Die Statements zur Kärntner Armutsstudie von Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig (SPÖ), Landesrätinnen Beate Prettner (SPÖ) und Sara Schaar (SPÖ) können hier nachgelesen werden.

Arbeiterkammer Kärnten fordert umfassende Maßnahmen gegen Armut

Gastgeber der Sozialen Dialog Konferenz war die Arbeiterkammer Kärnten. AK-Präsident Günther Goach betont: „Armut darf kein privates Schicksal sein, sondern benötigt unser aller Kraftanstrengung, um den Betroffenen langfristig zu helfen und Perspektiven zu schaffen. Die Arbeiterkammer Kärnten fordert daher die Regulierung der Mietpreise im frei finanzierten Wohnbau, den Ausbau des gemeinnützigen Wohnungsbaus auch außerhalb des Zentralraums, die Erweiterung der Kinderbetreuungs- und Bildungsangebote, inklusive Betriebskindergärten, um mehr Frauen die Vollbeschäftigung und damit die finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen. Ebenso muss weiterhin verstärkt in die Ausbildungseinrichtungen investiert werden, um optimale Berufsaussichten zu schaffen und gleichzeitig prekäre Arbeitsverhältnisse zu verhindern.“

Caritas Kärnten: Stabilität und Förderung für gefährdete Kinder und Jugendliche

Ernst Sandriesser, Direktor Caritas Kärnten: „Frühe Armut, Vernachlässigung sowie eine verlustreiche und brüchige Kindheit und Jugend: die Ergebnisse der Kärntner Armutsstudie zeigen deutlich, wie entscheidend eine stabile und förderliche Kindheit und Jugend für den weiteren Lebensverlauf ist. Die Caritas steht dafür ein, dass allen Kindern und Jugendlichen ein Wachstum ermöglicht werden muss, das zur vollen Ausschöpfung ihrer Potenziale führt. Stabile Lebenslagen, umfangreiche Ressourcen, individuelle Förderungen im Rahmen angepasster Bildungsangebote: wir benötigen integrierende und aufeinander abgestimmte Unterstützungsangebote für rund 20.000 Kinder und Jugendliche, die gerade in Kärnten in Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung aufwachsen. Der Vererbung von Armut muss unter dem Motto „Wir lassen niemanden zurück“ ein Ende gesetzt werden.“

Höheres Armutsrisiko für Migranten: Ein Appell der Diakonie de La Tour

Marcel Leuschner – Leiter Asyl, Migration & Integration, Diakonie de La Tour: „Armut fragt woher einer kommt. So sind nicht-österreichische Menschen laut EU-SILC (2023) mit 34 Prozent weit überdurchschnittlich armutsgefährdet und laut OECD (2023) ist die Gefahr für Zugewanderte, arm zu sein, viermal höher als die der einheimischen Bevölkerung. Die resultierende Ungleichheit spaltet unsere Gesellschaft. (Un-)freiwillig migrierte Menschen gehören somit auch in Kärnten bei rund der Hälfte der befragten Non-Profit-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen der Kärntner Armutsstudie (2024) (sehr) häufig zu den Klientinnen und Klienten. Natürlich kann Armut und Ausgrenzung prinzipiell jede und jeden treffen, die Diakonie tritt daher für ein gutes Leben für alle ein!“

Pro Mente Kärnten: Integrative Ansätze für psychisch Kranke in der Armutsfalle

Georg Spiel – Geschäftsführung von pro mente kärnten GmbH und ärztliche sowie psychotherapeutische Gesamtleitung und Michaela Obrist – Leiterin Cluster Sozialpsychiatrie, pro mente kärnten GmbH: „Psychisch krank und arm – dieser Kreislauf ist geprägt von Exklusion in allen Lebensbereichen der betroffenen Menschen. Beide Komponenten bedingen einander. Um die soziale Teilhabe, sprich Inklusion in der Gesellschaft von psychisch erkrankten und armutsgefährdeten Menschen zu fördern, muss einem ganzheitlichen Ansatz gefolgt werden. Die wirtschaftliche Unterstützung, wie auch Maßnahmen zur Reduzierung von Stigmatisierung und eine individualisierte/zielgenaue Betreuung sind Teile davon. Diese Beratung und Betreuung im psychosozialen Kontext muss gemeindenah, mobil und niederschwellig angeboten werden. Zentral für diesen Betreuungsansatz ist die Netzwerkarbeit. Sie ist essentiell für die Bereitstellung der Unterstützung durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und dadurch kann die Versorgung besser auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten werden. Die Betreuung soll eine Kontinuität in der Versorgung sicherstellen, damit Menschen konsistent und kohärent über verschiedene Ebenen und über die Zeit hinweg die Angebote nutzen können. Dies bedeutet, dass sie nicht nur in akuten Phasen, sondern auch in der Langzeitversorgung kontinuierlich begleitet werden und vor allem ihren individuellen Bedürfnissen zugeschnittene Angebote in Anspruch nehmen können.“

Armut und Wohnen eng verknüpft: Volkshilfe setzt auf präventive Maßnahmen

Jürgen Pfeiler – Geschäftsführer der Volkshilfe Kärnten: „Armut und Wohnen sind eng miteinander verbunden, da bezahlbarer Wohnraum eine Grundvoraussetzung für ein menschenwürdiges Leben darstellt. Steigende Mieten und Wohnkosten zwingen viele Haushalte in finanzielle Notlagen und erhöhen das Risiko von Wohnungslosigkeit. Delogierungen haben verheerende soziale und wirtschaftliche Folgen und verschärfen die Armutsspirale. Präventive Maßnahmen wie Mietzuschüsse, soziale Wohnbauprogramme und rechtzeitige Beratung sind unerlässlich, um Delogierungen zu verhindern und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.“ Investitionen in präventive Strategien schützen nicht nur betroffene Familien, sondern entlasten langfristig auch das Sozialsystem.

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