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/ ©Fischer
Bild auf 5min.at zeigt die Diskussion des Wirtschaftsbarometer
Hohe Energie- und Arbeitskosten gefährden das Wirtschaftsklima der Steiermark.

Steirische Wirtschaft weiterhin in der Krise: Negativsalden dominieren

Die Zeiten bleiben für die heimische Wirtschaft herausfordernd. Hohe Arbeitskosten und der akute Fachkräftemängel sorgen für ein angespanntes Wirtschaftsklima in der Steiermark.

von Leonie Höllwarth
5 Minuten Lesezeit(1093 Wörter)

Die konjunkturelle Abwärtsspirale kann auch zur Jahresmitte noch nicht durchbrochen werden. Im neuen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark wird das Wirtschaftsklima weiterhin als äußerst frostig eingestuft, davon zeugen die Saldenwerte sowohl beim Ist-Stand (-54,9 Prozentpunkte) als auch bei den Erwartungen (-42,5 Prozentpunkte). „Wir brauchen jetzt eine Entlastung des Faktors Arbeit und der Unternehmen generell“, mahnen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Sie fordern von der Politik „Taten statt Worte“, vor allem, was die Lohnnebenkosten, aber auch was die Einführung einer präventiven Energiepreisbremse betrifft. 98,3 Prozent der befragten Unternehmen stufen die Arbeitskosten mittlerweile nämlich als massiven Wettbewerbsnachteil für den Standort ein, ähnliches gilt für die Energiekosten (71,8 Prozent).

Herausfordernde Zeiten für die Wirtschaft

Für die heimische Wirtschaft bleiben die Zeiten herausfordernd. Hohe Arbeitskosten und der in vielen Branchen nach wie vor akute Fachkräftemangel sorgen angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Situation für ein weiterhin höchst frostiges Wirtschaftsklima im Steirerland – das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer deutlich auf: 61,5 Prozent der 722 befragten Unternehmer melden in dieser großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 6,6 Prozent eine Entspannung feststellen. Auch in Bezug auf die zweite Jahreshälfte sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels, der Großteil (50,5 Prozent) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. Trotzdem gilt positiv zu erwähnen, dass der Erwartungssaldo (-42,5 Prozentpunkte) damit etwas besser ausfällt als zuletzt (-65,8 Prozentpunkte).

Das steirische Konkunkturprofil

Negativ eingeschätzt wird nämlich nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima, sondern auch die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens.

Aktueller SaldenwertProzentpunkteErwarteter SaldenwertProzentpunkte
Gesamtumsatz-8,4 Gesamtumsatz-11,6
Auftragslage-19,5Auftragslage-19,4
Investitionen-20,8Investitionserwartungen-29,0
Preisniveau+33,7Preisniveau+19,5
Beschäftigung-5,9Beschäftigungsausblick-23,3

„Die Situation ist und bleibt ernst, die Herausforderungen sind groß. Es braucht seitens der Politik endlich entschiedene Taten, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu stärken. Konkret brauchen wir eine Entlastung der Unternehmen, speziell was die Kosten für Arbeit aber auch Energie betrifft“, betonen Herk und Dernoscheg. 98,3 Prozent (bei den Arbeitskosten) beziehungsweise 71,8 Prozent (bei den Energiekosten) der im Wirtschaftsbarometer befragten Betriebe geben an, dass sich ihre Wettbewerbsposition gegenüber ausländischen Mitbewerbern aus diesen Gründen verschlechtert habe.

Die steirische Wirtschaftsentwicklung im Detail

Die Rückmeldungen zur bisherigen Umsatzentwicklung gestalten sich ähnlich wie bei der vergangenen Umfrage. Die Situation in den Unternehmen bleibt angespannt, was in einem Negativsaldo von 8,4 Prozentpunkten zum Ausdruck kommt (Umsatz ist gestiegen: 32,0 Prozent, gesunken: 40,4 Prozent) Den Ausblick für die kommenden zwölf Monate dominieren ebenfalls die pessimistischen Einschätzungen: 24,9 Prozent der befragten Unternehmen – und somit in etwa jeder vierte Betrieb – gehen zwar von einer positiven Umsatzentwicklung aus, mehr als ein Drittel rechnet jedoch weiterhin mit einer Abwärtsbewegung. Der Erwartungssaldo legt damit gegenüber der letzten Umfrage zu, fällt aber dennoch mit -11,6 Prozentpunkten negativ aus.

Auftragszahlen stiegen an

In den vergangenen zwölf Monaten konnten 25,1 Prozent der Unternehmen einen Anstieg ihrer Auftragszahlen verbuchen, wohingegen 44,6 Prozent Auftragsrückgänge hinnehmen mussten. Ähnlich fallen auch die Erwartungen an die kommenden Monate aus: 18,7 Prozent der befragten Betriebe gehen zum Befragungszeitpunkt von einer Verbesserung der Auftragssituation aus, 38,1 Prozent rechnen mit einer negativen Auftragsentwicklung.

Preise und Investitionen im Überblick

Auch wenn die Inflation weiterhin rückläufig ist, liegen die Salden zur Verkaufspreisentwicklung in den steirischen Unternehmen weiterhin auf überdurchschnittlich hohem Niveau. 53,0 Prozent haben bisher ihre Verkaufspreise erhöht, 36,1 Prozent gehen auch künftig eher von einer Anhebung ihres Preisniveaus aus. Die Investitionsbereitschaft der steirischen Unternehmen ist seit 2023 von deutlicher Zurückhaltung geprägt. Insgesamt haben 17,2 Prozent ihr bisheriges Investitionsvolumen erhöht und 38,0 Prozent dieses gesenkt. 41,2 Prozent gehen von einer Reduktion aus, nur 12,2 Prozent planen in den kommenden Monaten mehr zu investieren – Ersatzbedarf bleibt dabei das Hauptmotiv (mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen). Jeder fünfte befragte Betrieb plant keine Investitionen zu tätigen.

Beschäftigung im Überblick

Dem aktuellen Konjunkturbild entsprechend fallen auch die Rückmeldungen zur Beschäftigungsentwicklung aus. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Beschäftigtenzahl in 25,5 Prozent der befragten Betriebe erhöht und in 31,4 Prozent verringert. Etwa ein Drittel rechnen künftig mit einem Rückgang ihrer Mitarbeiterzahl, 8,1 Prozent planen hingegen Personal aufzustocken.

Export im Überblick

Erstmals seit der Corona-Krise liegt der Saldo des bisherigen Exportumsatzes wieder unter der Nulllinie bei -14,1 Prozentpunkten. Nur mehr 17,5 Prozent der befragten Exportunternehmen konnten in den vergangenen zwölf Monaten ihren Exportumsatz steigern, ein Drittel sahen sich mit Rückgängen konfrontiert. Der Ausblick gibt aber Anlass zur Hoffnung: 31,6 Prozent zeigen sich optimistisch gestimmt, wohingegen 23,9 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Der Erwartungssaldo kommt damit erstmals seit zwei Jahren wieder im Positivbereich bei +7,7 Prozentpunkten zu liegen.

Wirtschaftsklima in den Regionen

In der Region Murau-Murtal fallen die Einschätzungen sowohl zur bisherigen (-6,8 Prozentpunkte) als auch zukünftigen Entwicklung (-22,4 Prozentpunkte) vergleichsweise am besten aus. Auch im Großraum Graz (Saldo bisher: -37,2; erwartet: -27,9 Prozentpunkte) ist die Stimmung – trotz Negativsalden – besser als im steirischen Durchschnitt. Auf den hinteren Rängen finden sich hingegen die Oststeiermark, wo der Saldo zum bisherigen Wirtschaftsklima mit -75,4 Prozentpunkten den Steiermarkwert klar unterschreitet, sowie die Hochsteiermark. Dort ist die Skepsis beim Ausblick besonders stark ausgeprägt (Erwartungssaldo: -58,9 Prozentpunkte).

Umsatzentwicklung abhängig von Unternehmensgröße

Die Umsatzentwicklung der letzten zwölf Monate weist einen Saldo von -12,3 Prozentpunkten auf und hat sich seit dem vergangenen Winter weiter verschlechtert. Die Umsatzerwartungen, die zuletzt noch knapp positiv ausgefallen sind, rutschen mit -6,6 Prozentpunkten ins Negative: 23,6 Prozent der befragten steirischen EPU rechnen mit einem Anstieg ihres Gesamtumsatzes im weiteren Jahresverlauf, einen Umsatzrückgang erwarten hingegen ein Drittel.

Kleinunternehmen

Der Saldo von +9,9 Prozentpunkten ist der höchste Wert innerhalb der Größenklassen und zudem der Einzige im positiven Bereich. 39,8 Prozent konnten ihren Umsatz in den letzten zwölf Monaten erhöhen, fast ein Drittel vermelden einen Rückgang. Für die folgenden Monate sind die Umsatzerwartungen zwar etwas optimistischer als im Winter, jedoch mit -8,9 Prozentpunkten nach wie vor mit einem negativen Vorzeichen versehen. Die Stimmung der steirischen Kleinunternehmen bleibt somit für die zweite Jahreshälfte gedämpft.

Mittelunternehmen

Der Ausblick für die kommenden zwölf Monate deutet ebenfalls auf keine wesentliche Trendumkehr hin: 28,4 Prozent erwarten sich zwar eine Steigerung ihres Umsatzes, etwa ein Drittel rechnen jedoch mit einem Umsatzrückgang. Der daraus resultierende Erwartungssaldo von -4,2 Prozentpunkten bleibt damit – trotz Verbesserung gegenüber Jahresende 2023 – unter der Nulllinie.

Großunternehmen

19,9 Prozent gelang noch ein Umsatzzuwachs, mehr als die Hälfte war jedoch mit einem Rückgang konfrontiert. Auch der Ausblick bleibt getrübt: Der Erwartungssaldo hat sich zwar verbessert, erweist sich aber mit -25,0 Prozentpunkten als negativ.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 03.07.2024 um 20:51 Uhr aktualisiert
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