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/ ©Streetworker im Drogenbereich Graz
Das Bild auf 5min.at zeigt ein Drug Checking-Labor in Graz.
Im Kontaktladen der Streetworker befindet sich der Drug-Checking Raum.

So läuft das Drug-Checking in Graz ab: „Viele konsumieren zu naiv“

Schon einmal etwas von "Drug-Checking" gehört? Das Angebot, die Inhaltsstoffe seiner Droge auszuwerten, gibt es seit zwei Jahren auch in Graz. Experten erklären, warum dies notwendig ist und wie dieser Prozess eigentlich abläuft.

von Jasmin El-Ashi-Pöstinger
2 Minuten Lesezeit(483 Wörter)

„Das eigentliche Drama ist, dass junge Menschen Dinge konsumieren, von denen sie überhaupt nicht wissen, was es ist“, beschreibt Frau Dr. Pillich „die größte Gefahr“ der steirischen Drogenszene. Die Aussage der Oberärztin des Zentrums für Suchtmedizin am LKH II in Graz wird auch von den Grazer Streetworkern im Drogenbereich bestätigt. Nicht nur deswegen kann man dort seit 2022 seine Drogen vor dem Konsum untersuchen lassen.

Abgabe montags, Ergebnis am Freitag

Immer montags werden die Drogen zu den Streetworkern gebracht. Anonym, kostenlos und in möglichst kleinen Mengen. „Wir entnehmen dann etwa 10 mg der Substanz und bringen sie auf das Institut der pharmazeutischen Wissenschaften an der KF Uni“, erklärt Mag. Harald Ploder, Leiter der Grazer Streetworker im Drogenbereich. Bis Freitag erhält man das Laborergebnis und wird auf Wunsch auch darüber aufgeklärt. „Ob die Droge am Ende eingenommen wird, entscheidet jeder selbst. Wir bieten aber eine Beratung an, wie und ob die jeweilige Droge möglichst risikoarm konsumiert werden kann.“

Steigender Kokain-Konsum

Die Abwasseranalyse des forensisch-toxikologischen Labors am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizin-Uni Innsbruck zeigt einen zunehmenden Kokain-Konsum in ganz Österreich. Im Jahr 2023 wurden beim Grazer Drug-Checking insgesamt 842 Substanz-Proben abgegeben, 247 davon waren Kokain. Überraschend dabei sei der Reinheitsgrad von durchschnittlich 85 Prozent gewesen, erzählt Ploder weiter: „Obwohl wir das Angebot erst seit zwei Jahren haben, ist diese Entwicklung doch auffällig.“ Auch die Klienten des Grazer Kontaktladens bestätigen, dass das früher anders gewesen sei. Dasselbe gelte auch für das „Straßen-Heroin“, welches vor 15 Jahren noch wesentlich „gestreckter“ war.

Das Bild auf 5min.at zeigt eine Kokain Probe.
©Streetworker im Drogenbereich Graz |
Kokain-Probe
Das Bild auf 5min.at zeigt eine MDMA-Probe.
©Streetworker im Drogenbereich Graz |
MDMA-Probe

Gefahr: Synthetische Cannabinoide

Laut der Abwasseranalyse wird Cannabis in Österreich am häufigsten konsumiert. Frau Mag. Milena Simonitsch ist im Drug-Checking-Team der Streetworker dabei und erzählt: „Oft kommen Konsumenten auch im Nachhinein mit der jeweiligen Substanz zu uns, weil ihnen die Wirkung der Droge komisch vorkam.“ Bei synthetischen Cannabinoiden sei das beispielsweise schon der Fall gewesen: „Das Cannabis wird hier mit einer Flüssigkeit behandelt, die synthetisch hergestellt wurde und die Wirkung nachahmen soll.“ Dieses behandelte Cannabis könne dann zu Schwindel, Ohnmacht oder gar Psychosen und Todesfällen führen.

Konsumenten oft zu naiv

Das Drug-Checking-Angebot richte sich an alle Menschen, nicht nur an Suchtkranke, erklärt Ploder. „Die meisten Menschen, die zum Drug-Checking kommen, sind Freizeit- oder Party-Drogen-Konsumenten“, führt Simonitsch weiter aus. Deswegen werden hauptsächlich Stimulanzien getestet, also Substanzen wie Kokain, Speed oder Ecstasy. Ein weiterer Service des Teams sind öffentliche Warnungen, die auch Konsumenten erreichen sollen, die das Angebot noch nicht in Anspruch nehmen. Auf der Homepage und den Social-Media-Kanälen werden hier gefährliche Substanzen gelistet, die bei den Untersuchungen festgestellt wurden und offenbar gerade im Umlauf sind. Auch Dr. Pillich warnt davor, dass „junge Probier-Konsumenten oft viel zu naiv in diese Sachen hineingehen und selbst gar nicht wissen, was sie da genau zu sich nehmen.“

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