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/ ©Cottonbro Studion/Pexels
Das Bild auf 5min.at zeigt einen hustenden Mann.
Insgesamt 1153 Keuchhusten-Infektionen soll die Steiermark seit Anfang des Jahres verzeichnet haben.

Keuchhusten-Rekordjahr in der Steiermark: Ein Baby in Graz bereits verstorben

Keuchhusten-Infektionen erreichen Rekordhöhe - insgesamt 1153 Fälle soll die Steiermark seit Anfang des Jahres verzeichnet haben. In Graz verstarb im März ein Baby an den Folgen einer Infektion.

von Elisa Auer
Elisa Auer 5 Minuten Redaktion
3 Minuten Lesezeit(570 Wörter)

Die Zahl an Keuchhustenfällen in Österreich ist stark angestiegen. Laut eines Berichts der Tageszeitung „Kurier“ waren bis Mitte Juni bereits mehr als 6.049 Erkrankungen registriert, während es im gesamten Jahr 2023 noch 2.780 gewesen sind, bestätigte auch das Gesundheitsministerium. Gefährlich ist die Krankheit vor allem für Kinder, im März starb in Graz ein Säugling an Keuchhusten.

Keuchhusten-Rekordjahr in der Steiermark

Laut Medienberichten sind dieses Jahr in der Steiermark 1153 Fälle von Keuchhusten verzeichnet worden. Jetzt warnen Experten von einem neuerlichen Anstieg der Fälle im Sommer. Die Steiermark hat ein absolutes Rekordjahr an Keuchhustenfällen. Betroffen sind vor allem ungeimpfte Kinder im Schul- und Kindergartenalter, unter denen sich die Krankheit aufgrund ihres Sozialverhaltens besonders schnell verbreitet.

Keuchhusten-Tod von Baby erschütterte Graz

Besonders tragisch war der Fall in Graz im Mai, wo ein Baby aufgrund einer Keuchhusten-Infektion starb. Trotz der Verfügbarkeit von Impfungen sind Säuglinge besonders gefährdet. Babys können nämlich noch nicht geimpft werden. „Das ist genau das Problem, dass ein Neugeborenes abgesehen von den Antikörpern, welches es von der Mutter mitbekommt, ungeschützt ist“, klärte die Leiterin des Gesundheitsamtes Eva Winter bei einem Gespräch mit 5 Minuten im März auf. Sie appellierte deshalb, nur mit einem Säugling in Kontakt zu treten, wenn man wirklich gesund ist und keine Ansteckungsgefahr besteht. Dr. Hans-Jürgen Dornbusch, Leiter des Impfreferats der österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, warnte vor den Risiken: „Unbehandelt ist die Erkrankung sehr lange ansteckend, was vor allem für Säuglinge besonders gefährlich ist.“ Babys können schwer erkranken, und eine von 1.000 Kindern stirbt an den Komplikationen.

NEOS fordern Informationskampagne und Impfaktionen

Die NEOS reagieren in einer Presseaussendung auf die Keuchhusten-Infektionszahlen: „Dass die Menschen in der Steiermark offenbar besonders gefährdet sind, ist nicht neu: Von 2017 bis zum März 2024 wurde jeder fünfte Keuchhustenfall Österreichs in der Steiermark gemeldet und absolut die meisten Fälle diagnostiziert.“ “Wir stehen vor einem Keuchhusten-Rekordjahr und die Landesregierung unternimmt nichts”, kritisiert NEOS-Gesundheitssprecher Robert Reif. Der Hauptgrund dafür dürfte am sinkenden Impfschutz liegen, wird weiters ausgeführt: „Vor allem bei Auffrischungsimpfungen kommt es zu immer größeren Impflücken. Neben einer gestiegenen Impfskepsis als Folge der Pandemie gehen viele Menschen fälschlicherweise davon aus, dass eine Grundimmunisierung im Kindesalter lebenslangen Schutz bietet“. Hier kann nur eine umfassende Informationskampagne in Verbindung mit einer niederschwelligen Impfaktion helfen, betonen die NEOS.

Forderung wird bei nächster Landtagssitzung erneut laut

Auch bei der Diagnostik soll es laut den NEOS haken: Keuchhusten kann einfach mittels PCR-Test festgestellt werden, diese werden in Verdachtsfällen aber nur selten durchgeführt. Der Grund: Die Kosten betragen um die 50 Euro und werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Dadurch bleibt die Krankheit oft unerkannt und verbreitet sich rapide. Die NEOS haben deshalb im Februar einen Antrag zur Kostenübernahme von PCR-Tests und einer weitreichenden Aufklärungskampagne an die Landesregierung gestellt. Beiden Zielen steht die Landesregierung ablehnend gegenüber, heißt es in der Aussendung der Pinken. „Landesrat Kornhäusl darf nicht länger untätig bleiben. In der Landtagsitzung bringen wir die Forderung nach einer weitreichenden Aufklärungskampagne sowie die Kostenübernahme von PCR-Tests bei Verdachtsfällen auf Keuchhusten nochmals ein”, kündigt Robert Reif an, “Nur so können wir unsere Kinder und Risikogruppen vor dem traurigen Rekordjahr an Keuchhustenfällen schützen.”

Bild auf 5min.at zeigt NEOS-Gesundheitssprecher Robert Reif vor dem Grazer Landhaus.
©NEOS Steiermark
NEOS-Gesundheitssprecher Robert Reif

Häufig gestellte Fragen zu Keuchhusten

Wie die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erklärt, ist Keuchhusten (auch Pertussis) „eine hochansteckende Infektionserkrankung der Atemwege“. In Österreich ist die Krankheit meldepflichtig. Man kann an Keuchhusten öfter erkranken. Schwere Verläufe betreffen vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Gerade im ersten Lebensjahr treten dabei die meisten Todesfälle auf (etwa ein Prozent der Betroffenen).

 

Am besten schützen könne man sich mit der Impfung. „Diese sollte schon im Säuglingsalter verabreicht werden, denn besonders für Kleinkinder kann Keuchhusten wirklich lebensbedrohlich werden. Ich habe selbst als Ärztin erschütternde Fälle erlebt“, so die Kärntner Gesundheits-Landesrätin Beate Prettner.

Wie die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erklärt, unterscheidet man bei der Erstinfektion von ungeimpften Personen drei Stadien.

  • Im ersten Stadium kommt es dabei zu „erkältungsähnlichen Symptomen wie Schnupfen und Husten, selten auch zu leichtem Fieber“
  • Das zweite Stadium ist geprägt von Hustenattacken. „Bei diesen bellenden, stoß- und krampfartigen Hustenanfällen kann es zum Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen kommen“, so die AGES.
  • Im dritten Stadium klingen die Hustenanfälle wieder ab.

„Bei geimpften Personen kann sich Pertussis (Keuchhusten) oft als lang andauernder Husten zeigen, jedoch ohne die oben genannten klassischen Begleiterscheinungen. Bei ungeimpften Säuglingen unter sechs Monaten kann es zu Lungenentzündung bis hin zu Atemstillstand kommen“, weiß man seitens der AGES.

Aus dem Büro der Kärntner Gesundheitsreferentin heißt es nun gegenüber 5 Minuten, dass die Fälle stark angestiegen sind, da die Ansteckungsgefahr groß sei, „wenn man sich vermehrt und ungeschützt unter vielen Menschen befindet“. Zum anderen sei jedoch ganz besonders auch der fehlende oder lückenhafte Impfschutz verantwortlich.

Die Krankheit kann übrigens in allen Altersgruppen auftreten. „Knapp die Hälfte der gemeldeten Fälle der vergangenen 15 Monate hat jedoch Kinder und Jugendliche betroffen, mit Peak im ersten Lebensjahr“, informiert die Kärntner Gesundheits-Landesrätin Beate Prettner.

Keuchhusten kann insbesondere für Säuglinge sehr gefährlich sein. Unbehandelt kann die Krankheit zu lang anhaltenden Hustenanfällen führen, und die Erkrankung bleibt über einen längeren Zeitraum ansteckend.

Bei Babys äußert sich Keuchhusten oft durch stakkatoartige Hustenanfälle, die bis zu Erstickungssymptomen führen können. Eine Veränderung der weißen Blutkörperchen im Blutbild kann ebenfalls auf Keuchhusten hinweisen.

Kinder sollten im Volksschulalter eine Auffrischungsimpfung erhalten. Erwachsene sollten alle zehn Jahre geimpft werden, und ab dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, idealerweise im Rahmen einer kombinierten Impfung mit Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung.

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