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Symbolfoto
Bild auf 5min.at zeigt ein Thermometer und Sonne im Hintergrund.
Das Gesundheitsministerium präsentiert seine neue Hitze-Initiative für einen sicheren Sommer.

500 Hitzetote pro Jahr: Österreich verschärft Schutzmaßnahmen

Die Temperaturen steigen wieder. Zum Beginn der ersten Hitzewelle des Jahres präsentierte das Gesundheitsministerium den überarbeiteten Nationalen Hitzeschutz sowie Maßnahmen für einen sicheren, heißen Sommer.

von Leonie Höllwarth
4 Minuten Lesezeit(811 Wörter)

Bis zu 500 Personen pro Jahr sterben an den Folgen der Hitze in Österreich. Besonders Säuglinge, Kleinkinder, ältere und chronisch kranke Personen leiden unter hohen Temperaturen. Rechtzeitig zu Beginn der ersten Hitzewelle des Jahres hat das Gesundheitsministerium den überarbeiteten Nationalen Hitzeschutzplan präsentiert. Er gibt Ländern sowie Sozial- und Gesundheitseinrichtungen Empfehlungen für Maßnahmen und zeigt Best-Practice-Beispiele.

Das wärmste Jahr seit 250 Jahren

Ab sofort schaltet das Gesundheitsministerium bei Hitzewellen Anzeigen zum richtigen Verhalten. Der Austausch mit Ländern, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen wird intensiviert. Die Vorhersagen der Klimamodelle sind mittlerweile eingetroffen: Das Jahr 2023 war das wärmste seit über 250 Jahren. Die Zahl der Tage über 30 Grad hat sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten verdoppelt bis verdreifacht. Ohne globalen Klimaschutz ist in Österreich bis zum Jahr 2100 eine weitere Verdoppelung bis Verdreifachung der Hitzetage zu erwarten.

Direkte und indirekte Folgen der Hitze

Die direkten und indirekten Folgen für die Gesundheit spüren alle Menschen. Die Hitze hat direkte Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Zusätzlich gibt es indirekte Auswirkungen, etwa auf die Wirksamkeit von Medikamenten. Lang andauernde Hitzeperioden stellen besonders für obdachlose und armutsbetroffene Personen eine immer größer werdende Belastung dar, da ihnen kaum kühlende Infrastruktur zur Verfügung steht.

Einberufung des Staatlichen Krisen-und Katastrophenschutzmanagements ab 40 Grad

Verantwortlich für die Umsetzung von Maßnahmen seien in Österreich die Bundesländer. Sie haben jeweils eigene Hitzeschutzpläne erarbeitet oder erarbeiten sie gerade, die die regionalen Besonderheiten berücksichtigen. Der Bund koordiniert den Austausch zwischen Ländern und Experten und ist bei extremer Hitze ab einer gefühlten Temperatur von 40 Grad oder für lange andauernde, intensive Hitzewellen für Maßnahmen verantwortlich. Hier sei in erster Linie die Einberufung des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements vorgesehen, um Notfallmaßnahmen aller Beteiligten zu koordinieren.

Hitzebelastung kann durch eigene Maßnahmen minimiert werden

Besonders wichtig bei einer Hitzewelle ist die Information der Bevölkerung. Sie kann kurzfristig mit eigenen Maßnahmen die Belastungen durch Hitze mindern: ausreichend trinken, Schatten aufsuchen, Anstrengungen vermeiden oder Ernährung anpassen. Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe können ältere oder kranke Menschen vor Anstrengungen geschützt werden, etwa, wenn sie nicht selbst einkaufen müssen.

Anzeigenschaltung an Hitzetagen

Der Bund wird künftig bei Hitzewellen noch stärker über diese Handlungsempfehlungen informieren. Geplant ist die Schaltung von Anzeigen an Hitzetagen. Über den richtigen Umgang mit hohen Temperaturen berät auch das Hitzetelefon, das im Auftrag des Gesundheitsministeriums von der AGES betrieben wird. Allein im vergangenen Jahr wurden über 300 Beratungsgespräche geführt. Bei akuter Beschwerde durch Hitze steht auch die Gesundheitshotline 1450 beratend zur Seite.

Hitzeschutz in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen

Der Nationale Hitzeschutzplan enthält auch Empfehlungen an Gesundheits- und Sozialorganisationen für eigene Maßnahmen je nach Warnstufe. Damit können etwa Personen, die in Alten- und Pflegeeinrichtungen leben oder von mobilen Diensten versorgt werden, besser betreut werden. Auch Beispiele für eigene Hitzeschutzpläne der Einrichtungen sind enthalten.

Hitzeschutz für besonders gefährdete Personengruppen

Um besonders gefährdete Personengruppen vor Hitzebelastung zu schützen, sind kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen nötig. Dazu gehören bauliche Maßnahmen im öffentlichen Raum wie Verschattung und Beschattung, Entsiegelung und Einrichtung von Trinkwasserspendern. Kurzfristig können lokale Initiativen wie die Klimaoasen der Caritas oder Cooling Centers des Roten Kreuzes sowie andere Maßnahmen zur Nachbarschaftshilfe die Situation älterer oder erkrankter Menschen verbessern. Für Länder und Gemeinden enthält der Bericht Empfehlungen für Maßnahmen und Best-Practice-Beispiele, zum Beispiel zum Aufbau eines Netzwerks an “Hitze-Buddies”.

Hitzeschutz: eine „soziale Aufgabe“

„Hitzeschutz erfordert nicht nur bauliche und technische Maßnahmen. Er ist auch eine soziale Aufgabe. Das braucht gemeinsame Anstrengungen“, so Andrea Schmidt, Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH. Um den Erfahrungsaustausch zu verbessern und erfolgreiche Maßnahmen österreichweit zu etablieren, wird das Gesundheitsministerium den Austausch mit Ländern intensivieren. Geplant ist etwa ein Informations- und Schulungsangebot für die Hitzebeauftragten von Sozial- und Gesundheitseinrichtungen und ein jährlicher Kongress.

Zahl der Krankenhausaufenthalte steigt in sehr heißen Sommern um bis zu einem Viertel

Hitzebedingte Sterblichkeit ist schwer zu erfassen, da Hitze nur selten direkte Todesfälle verursacht. Sie wirkt sich vor allem auf bestehende Vorerkrankungen aus. Deshalb wird beim Hitze-Mortalitätsmonitoring der AGES der Zusammenhang zwischen Temperaturen und Übersterblichkeit berechnet. Die Auswertungen zeigen: In den vergangenen Jahren gab es eine deutliche Übersterblichkeit von bis zu 500 Personen pro Jahr. Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte steigt in extrem heißen Sommern um bis zu einem Viertel. “Übermäßige Hitze beeinträchtigt die Fähigkeit, die Körpertemperatur zu regulieren, und hat direkte Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders anfällig für Hitze-bedingte Erkrankungen sind vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder, Patienten mit Herz-Kreislauf-, Nieren- und psychischen Erkrankungen sowie Personen mit eingeschränkter Mobilität“, sagt Johannes Pleiner-Duxneuner, Geschäftsführer der AGES.

Mehr Informationen

Laut GeoSphere Austria ist am kommenden Freitag, den 21. Juni, in Gebieten der Bundesländer: Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, Burgenland, Steiermark und Kärnten mit hoher Hitzebelastung zu rechnen.

Das Hitzetelefon ist aus ganz Österreich kostenlos erreichbar:

Unter: 0800 880 800

Montag bis Freitag: von 6 bis 22 Uhr

Samstag von 8 bis 20 uhr

Sonntag von 8 bis 18 Uhr

GeoSphere Austria warnt vor:

  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Erhöhtem Puls
  • Schwäche/Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Muskelkrämpfe
  • Trockenem Mund und Hals
  • Verwirrtheit, Schwindel, Bewusstseinsstörungen
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Direktes Sonnenlicht meiden
  • Versiegelte und verbaute Plätze, an denen es keinen Schatten gibt, meiden
  • Vermeide es, während der heißesten Tageszeit nach draußen zu gehen
  • Die Vorhänge und Jalousien am besten während dem Tag schließen. In der Nacht kann man die Zimmer abkühlen, indem man die Fenster öffnet
  • Große Anstrengung vermeiden
  • Luftige Bekleidung und eine Kopfbedeckung zu tragen
  • Kalt duschen
  • Ausreichend trinken (GeoSphere Austria empfiehlt zwei bis drei Litern Wasser täglich)
  • Auf den Wasserkonsum von älteren Menschen und Kindern achten
  • Alkohol meiden

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