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/ ©Montage: 5 Minuten/ Eric Anders /Jung-Stiftung/LKH-Univ. Klinikum Graz / Jürgen Fechter
Symbolfoto
Bild auf 5min.at zeigt Rudolf Zechner bei der Preisverleihung

Fettstoffwechsel Forschung: Grazer Biochemiker erhält „Jung-Medaille“

Die Jung-Stiftung zeichnet jedes Jahr Spitzenforschungen im medizinischen Bereich aus, dieses Jahr gewann der Grazer Rudolf Zechner die höchste Auszeichnung in Form einer Gold-Medaille für seine Fettstoffwechsel Forschung.

von Leonie Höllwarth
4 Minuten Lesezeit(799 Wörter)

Mit seiner Forschung hat Rudolf Zechner, Biochemiker an der Universität Graz, Lehrbücher der Biochemie und Physiologie grundlegend verändert sowie Strategien zur Behandlung von Stoffwechselstörungen aufgezeigt. Für sein Lebenswerk, in dem er wesentliche Komponenten und Mechanismen des Fettabbaus in der menschlichen Zelle entdeckte und dessen Rolle bei der Entstehung von Stoffwechselkrankheiten beschrieb, erhielt Zechner am 2. Mai 2024 in Hamburg die Jung-Medaille für Medizin in Gold 2024 der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung. Damit zeichnet die Hamburger Stiftung Spitzenforscher aus, die die medizinische Forschung und Praxis mit ihrem Lebenswerk erheblich vorangebracht haben und auch in Zukunft weiter voranbringen.

Erkrankungen des Fettstoffwechsel

Fette, sogenannte Triglyceride gehören zu einer großen Gruppe von Biomolekülen, die man als Lipide bezeichnet. Sie sind in fast allen Körperzellen des menschlichen Körpers vorhanden und dienen dort als wichtige Speicher für Fettsäuren, die wiederum bedeutende Energielieferanten, zentrale Bestandteile von Zellmembranen und wichtige zelluläre Botenstoffe sind. Ist der Fettstoffwechsel gestört, kann das zu schweren Erkrankungen führen: Dazu gehören „Zivilisationskrankheiten“ wie beispielsweise Adipositas, Typ II Diabetes, Arteriosklerose und Herzinfarkt. Um diesen Störungen entgegenwirken zu können, ist die Aufklärung und das Verständnis des Lipidstoffwechsels von hoher medizinischer Bedeutung.

Bahnbrechende Forschung

Unter anderem mit der Entdeckung des Enzyms Adipose Triglyceridlipase (ATGL) sowie ihres wesentlichen Ko-Aktivators CGI-58 leistete Rudolf Zechner bedeutende Beiträge zum Verständnis des Triglycerid-Stoffwechsels. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse entwickelte Zechner gemeinsam mit seinem Team und vielen Kooperationspartnern hochspezifische ATGL-Inhibitoren, die nun in verschiedenen Krankheitsmodellen für Fettleibigkeit, Glukoseintoleranz, Fettleber, Herzinsuffizienz und krebsassoziierten Kachexie getestet werden. Vielversprechende Ergebnisse in Mausmodellen geben Hoffnung auf eine erfolgreiche Anwendung in der Humanmedizin. Zechners Entdeckungen von ATGL und CGI-58 brachten auch Aufschluss über die Entstehung und mögliche Behandlung genetisch bedingter Lipidspeicherkrankheiten, wie der „Neutralen Lipidspeicherkrankheit mit Myopathie“ (NLSDM) oder der „Neutralen Lipidspeicherkrankheit mit Ichthyose“ (NLSDI).

Neugier und Beharrlichkeit verhelfen zum Durchbruch

Sein literarisch-filmisches Vorbild verrät schon viel: Henry Fonda als Juror Nr. 8 in „12 Angry Men“ von Sidney Lumet, der durch kritische Analyse, Beharrlichkeit und Neugier die anderen Jury-Mitglieder von der Unschuld eines jungen Mannes überzeugt und ihn damit vor einer fälschlichen Hinrichtung bewahrt. „Diese gründliche Herangehensweise an ein Problem hat auch mich als Wissenschaftler geprägt“, fasst Rudolf Zechner zusammen. Bereits in jungen Jahren zeigte sich bei ihm eine besondere Neugier: „Die Natur hat mich schon früh außerordentlich fasziniert, insbesondere die Funktionsweise von Lebewesen und natürlich speziell des Menschen.“

Karriere an der Grazer Uni

Nach der Matura promovierte Zechner 1980 an der Universität Graz. Nach einer Forschungsstelle am Institut für medizinische Biochemie der Uni Graz, erhielt er 1985 die Chance, am Laboratory of Biochemical Genetics and Metabolism an der Rockefeller University in New York City zu arbeiten. Doch die Heimat ließ ihn nicht los: 1987 kehrte er nach Graz zurück. Er übernahm die Leitung des Spezialforschungsbereichs „Biomembranen“, wurde 1998 ordentlicher Universitätsprofessor. Von 2007 bis 2016 leitete er den Spezialforschungsbereich SFB LIPOTOX, an dem elf Forschungsgruppen von drei Grazer Universitäten mitarbeiten. Von 2004 bis 2013 war Zechner Projektleiter des großen GEN-AU Konsortialprojektes „GOLD – Genomics of Lipid-associated Disorders“. Seit 2016 ist er Direktor des interuniversitären Forschungsverbands BioTechMed-Graz.

Auszeichnungen

2004 nahm ihn die Österreichische Akademie der Wissenschaften als korrespondierendes Mitglied auf, 2008 folgte die Aufnahme als wirkliches Mitglied. Bedeutende weitere Ehrungen umfassten beispielsweise den Wittgenstein Preis 2007 als wichtigsten Wissenschaftspreis Österreichs, einen ERC Advanced Award 2013, den Louis Jeantet-Preis für Medizin 2015, den Rolf-Luft-Award der schwedischen Karolinska Universität 2018 oder die Foreign Membership der National Academy of Sciences der Vereinigten Staaten von Amerika 2019. Die Begeisterung für sein Thema hat Rudolf Zechner nie verloren: „Mich fasziniert die Komplexität und Funktionalität biologischer Prozesse“, fasst er zusammen. „Ich hoffe, dass ich durch die Entdeckung grundlegender Mechanismen der Stoffwechselregulation dazu beitragen kann, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln und damit Leiden zu lindern.“

Jung-Medaille in Gold 2024

Sein Interesse an der Natur zeigt sich bei Rudolf Zechner in vielfältiger Weise: Wenn der emeritierte Universitätsprofessor am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz nicht gerade seiner aktuellen Rolle als Director von BioTechMed-Graz nachkommt, findet er Ausgleich beim Fliegenfischen, Wandern und Reisen oder beim Sammeln und Erforschen von Mineralien und der damit verbundenen Bergbaugeschichte. „Ich hatte das große Glück, neben hervorragenden wissenschaftlichen ‚role models‘ auch eine Familie zu haben, die mich in meiner Forschung unterstützt hat“, resümiert er. „Mit der Jung-Medaille für Medizin in Gold verleiht mir die Jung-Stiftung nicht nur eine höchst sichtbare Anerkennung für unsere Entdeckungen in der medizinischen Grundlagenforschung – sie gibt mir außerdem die Möglichkeit, selbst zum Unterstützer zu werden und eine:n junge:n Kollegen zu fördern.“ Mit der Auszeichnung erhält Rudolf Zechner 30.000 Euro, die er als Stipendium an einen Nachwuchswissenschaftler seiner Wahl vergeben kann.

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