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/ ©Flo Lierzer / Odilien Institut
Foto auf 5min.at zeigt ein Kind mit Mama
Die zweijährige Isabella wird von der Sehfrühförderung des Odilien-Instituts begleitet.

Was tun, wenn Babys blind zur Welt kommen?

Schon vor der Geburt ihres Kindes malen sich die Eltern dessen Zukunft in den schönsten Farben aus. Umso größer ist der Schock, wenn ihr Baby mit einer Sehbehinderung oder gar blind auf die Welt kommt. Doch es gibt Unterstützung.

von Jasmin El-Ashi-Pöstinger
3 Minuten Lesezeit(509 Wörter)

Mag. Gottfried Hauser kennt die Situation der Eltern, deren Vorstellungen und Träume plötzlich platzen, wenn das Kind nicht wie alle anderen eines Tages Fahrrad oder Moped fahren wird. Wenn alle Visionen plötzlich im Dunkeln verschwinden und die Bilder der Freude einer unsicheren Zukunft weichen, kommt er ins Spiel: Er ist der Leiter der „pädagogischen Frühförderung für Kinder mit Sehbehinderung und Blindheit“ des Odilien Instituts – kurz: Sehfrühförderung.

Foto auf 5min.at zeigt Mag. Gottfried Hauser
©Jasmin El-Ashi-Pöstinger
Mag. Gottfried Hauser im Gespräch über die Sehfrühförderung

150.000 Kilometer im Jahr 2023

Von Eibiswald bis Pinkafeld betreut Gottfried mit seinem Team etwa 85 Familien pro Jahr, die dasselbe Schicksal teilen: Ihre Kinder sind sehbehindert oder blind. Das Angebot des Odilien Instituts findet bei den Familien zu Hause statt. In ihrer gewohnten Umgebung. Deswegen ist das siebenköpfige Team im Jahr 2023 auch insgesamt 150.000 Kilometer weit gefahren. Die Aufgaben, die sie vor Ort haben, erklärt Hauser so: „Die Frühförderung teilt sich, grob gesagt, in zwei Bereiche: Das eine ist die Arbeit mit dem Kind, das andere die Familienbegleitung.“

Wie Lippenstift die Sehfrühförderung unterstützt

Die zweijährige Isabella ist eines der derzeit betreuten Kinder. Sie hat einen „Katarakt“, also einen grauen Star. Die Frühförderer stellen für sie zum Beispiel erhöhte Kontraste oder eine höhere Lichtintensität her. „Wir schaffen Sehsituationen, in denen das Kind eine gute Wahrnehmung hat und nicht überfordert wird.“ Wenn Isabella etwa die Stimme ihres Gegenübers nur hört, die Lippenbewegungen dazu aber nicht sieht, wirkt sich das auf ihre Sprachentwicklung aus. Hier hilft zum Beispiel Lippenstift, um die Lippen für das kleine Mädchen sichtbarer zu machen. Ihr Gehirn kann mit dieser „Zusatzinformation“ das Sprechen besser umsetzen.

Foto auf 5min.at zeigt ein Kind mit Mama
©Flo Lierzer / Odilien Institut |
Die zweijährige Isabella wird von der Sehfrühförderung des Odilien-Instituts begleitet.
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Die zweijährige Isabella wird von der Sehfrühförderung des Odilien-Instituts begleitet.
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Die zweijährige Isabella wird von der Sehfrühförderung des Odilien-Instituts begleitet.
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Die zweijährige Isabella wird von der Sehfrühförderung des Odilien-Instituts begleitet.

Wenn etwas „Aua“ macht

„Wenn ich mit jeder Bewegung nicht weiß, ob irgendwas „Aua“ machen könnte, dann tue ich es nicht“, beschreibt Hauser die Herausforderung der Kleinen und erklärt weiter: „Kinder vermeiden im Normalfall Dinge, die anstrengend oder gefährlich sein könnten.“ Deswegen ist die Frühförderung so wichtig: „Die Kernaufgabe ist es, dass das betroffene Kind, trotz Sehbehinderung, möglichst wenig Verzögerungen in der Entwicklung hat. Sehen ist eine Gehirnleistung. Daher gilt es, die Verbindung der einzelnen Hirnareale im Sehzentrum anzuregen.“ Also bekommen auch die ganz Kleinen schon einen Blindenstock ins Gitterbett, um ihren Greifbereich zu verlängern und ein Muster für ihre Umgebung aufzubauen.

Familien auf der Warteliste

Trotz der elementaren Tätigkeit von Gottfried Hauser und seinem Team gibt es in der Steiermark Familien, die auf der Warteliste für einen Sehfrühförderplatz stehen: „Im Moment ist das die größte Herausforderung. Vor fünf Jahren ging das Institut, das diese Ausbildung anbot, in Konkurs. Das Land hat es verabsäumt die Ausbildung zu garantieren.“ Mittlerweile gibt es zwar einen neuen Ausbildungsanbieter, aber es dauert zwei Jahre, bis die ersten Absolventen fertig sind. Bis es so weit ist, fährt Hauser also mit seinem bestehenden Team weitere tausende Kilometer zu Familien und Kindern wie Isabella, um ihnen den bestmöglichen Start ins Leben zu sichern.

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