Nach Horror OP: „Mein Leben wird nie wieder sein wie vorher“
Schlagartig änderte sich im März 2020 das Leben von Katja R.*. Nur „ein kleiner Eingriff“ sollte die Fettabsaugung am Bauch sein. Doch alles kam anders.
Der Fall von Katja R.* sorgte 2021 für Schlagzeilen. Nachdem sich die Steirerin dazu entschieden hatte, sich im Frühjahr 2020 einer Fettabsaugung am Bauch zu unterziehen, legte sie sich voller Vertrauen unter das Messer eines renommierten Grazer Schönheitschirurgen. „Immer wieder betonte er im Vorhinein, dass es nur ein kleiner Eingriff ist“, erzählt sie. Was folgte, war der blanke Horror: Bei der Operation wurde ihr Dünndarm zehnmal durchlöchert.
„Ich habe 39 Vollnarkosen hinter mir“
„Ich bin seither 39-mal operiert worden“, erzählt das Opfer. Seit Februar 2024 ist die ehemalige Bankangestellte aufgrund der 70-prozentigen Invalidität, als Folge der verpfuschten OP, in der Berufsunfähigkeitspension. Sie habe früher gut verdient, erzählt sie. Jetzt komme sie gerade so über die Runden. Ihr früheres Leben ist vorbei. Stiegen steigen, Sitzen, Aufstehen, Lachen, Gleichgewicht – Dinge, die für andere selbstverständlich sind, sind für Katja* eine Qual. Oder sogar unmöglich. „Und das wird auch für immer so bleiben.“
Warnung an Patienten
Katjas* Bauchdecke musste komplett abgenommen werden, eine Zeitlang wurden ihre Organe nur von einer dünnen Hautschicht abgedeckt. „Sie haben dann mit Teilen aus meinem Rücken und dem Oberschenkel den Bauch rekonstruiert.“ Ein Mieder ist seither ihr Dauerbegleiter. Der Schönheitschirurg, der für ihr Martyrium verantwortlich ist, bietet seine Eingriffe nun in Mazedonien an. „Mir geht es darum, die Menschen zu warnen“, sagt Katja*, die den Arzt damals selbst über Google gefunden hat. „Er machte einen guten Eindruck. Man vertraut ja einem Arzt.“
Schönheitschirurg operiert nach wie vor
„Ich habe eine Influencerin auf Instagram gefunden, die nach wie vor Werbung für ihn macht“, erzählt Katja*, die die Welt nicht mehr versteht. Nach diesen Postings habe sie die Ärztekammer kontaktiert, weil in den Videos gesagt wurde, dass die „die Vorgespräche und Nachbehandlungen in Graz stattfinden“. Offiziell darf er das aber nicht mehr, denn: „In Österreich darf dieser Arzt seinen Beruf nicht mehr ausüben.“ Dem zugrunde liegt ein Gerichtsurteil, in dem durch Katjas Fall, ein Berufsverbot für den plastischen Chirurgen ausgesprochen wurde.
Positive Erinnerung am Arm
„Ich würde viel dafür zahlen, dass ich mein altes Leben wieder habe“, sagt Katja*. Ihre Wohnung ist inzwischen mit Haltegriffen ausgestattet. „Beim Einkaufen habe ich immer zehn Einkaufssackerl dabei, damit ich die Lebensmittel aufteilen kann“, erklärt Katja. Heben kann sie nicht mehr. Deswegen bedeutet jeder Einkauf für sie, zehn Einkaufssackerl einzeln hin und her zu tragen: „Gott sei Dank gibt es hier einen Lift!“
Katja* ist in psychologischer Behandlung und versucht ihr Leben nun achtsamer zu gestalten. Sich an Kleinigkeiten zu erfreuen. Und wenn die Welt um sie wieder einmal zu dunkel wird, schaut sie auf ihr neues Tattoo: „Positivity“ steht seit kurzem auf ihrem Oberarm. „Es erinnert mich daran, mich auf das Schöne zu konzentrieren.“
*Name von der Redaktion geändert
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