Kärnten will nun mehr Fachkräfte aus dem Ausland holen
In vielen Branchen herrscht enormer Arbeits- und Fachkräftemangel. Eine neue Agentur, die dabei unterstützt, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, soll Abhilfe schaffen. Fünf Millionen Euro jährlich will Kärnten investieren.
Immer mehr Branchen und Betriebe suchen händeringend nach Arbeits- und Fachkräften. Bereits heute können Aufträge teilweise nicht mehr angenommen oder Stellen besetzt werden, was die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nachhaltig schwächt. Der demografische Wandel wird das noch weiter verschärfen. „Dagegen setzen wir nun eine starke Initialzündung und stellen die Arbeits- und Fachkräfteakquise für Kärnten erstmals auf professionelle Beine“, teilt Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig bei der Pressekonferenz zum Start der neuen Agentur mit.
Kärnten erteilt fünf Millionen Euro-Zuschlag
Das Land hat dazu ein europaweites Vergabeverfahren durchgeführt. In diesem Verfahren gingen die Trenkwalder Personalvermittlungs GmbH für die Arbeitskräfteakquise und das Carinthian International Center für die Integrationsleistungen als Bestbieter hervor. Der Zuschlag wird in der morgigen Regierungssitzung erteilt. Insgesamt fünf Millionen will das Land Kärnten in den nächsten Jahren jährlich investieren.
Deutsch-Kenntnisse erforderlich
„Die neue Agentur wird nicht nur weltweit qualifizierte Arbeitskräfte nach Kärnten holen, sondern auch das Onboarding und die Integration betreuen. Denn Ziel ist es, dass die Arbeitskräfte nicht nur nach Kärnten kommen, sondern auch langfristig der Wirtschaft im Land zur Verfügung stehen“, so Schuschnig weiter. Der gesamte Bewerbungsprozess, von den Vorbereitungen zur Erlangung der Rot-Weiß-Rot-Karte, über Begleitung bei Behörden- und Botschaftswege bis hin zur Dienstvertragsunterzeichnung begleitet. Deutsch-Kenntnisse sind erforderlich.
3.500 Euro Kosten für Unternehmen
Die Agentur wird einen eigens für den Kärntner Arbeitsmarkt zu befüllenden Arbeitskräfte-Pool aufbauen. In der Zeit der Calls haben die Unternehmen die Gelegenheit, ihr konkretes Interesse über eine dafür eingerichtete Plattform bekannt zu geben. Die Zuteilung erfolgt durch den Expertenrat. Für jede vermittelte Arbeitskraft wird dem Betrieb ein Kostenbeitrag von 3.500 Euro verrechnet. Die ersten Calls starten Anfang Juni in den Branchen Metallverarbeitung, Elektrotechnik und im Pflege- und Gesundheitsberuf, der heuer besonders im Fokus steht.
Pflegekräfte aus dem Ausland
Laut Gesundheitsreferentin Beate Prettner sei es unabdingbar, top ausgebildete Pflegefachkräfte aus dem Ausland nach Kärnten zu holen. „Es war mir daher sehr wichtig, eine Arbeitskräfteakquirierung – als einen ganz wichtigen Puzzlestein im Kampf gegen den zunehmenden Personalmangel – zu etablieren“, betonte Prettner.
Bevorstehende Monate als „Testphase“
Dazu der Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: „Die nun erfolgte Umsetzung ist ein wichtiger Schritt und ein attraktives Angebot für unsere Mitgliedsbetriebe. Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, qualifizierte Personen für Kärnten zu begeistern, das hilft den Unternehmen ebenso wie dem ganzen Wirtschafts- und Lebensstandort“, so Mandl und meint weiter: „Die bevorstehenden Monate sehe ich als Testphase, in der man wichtige Erfahrungen bei der Anwerbung von Arbeits- und Fachkräften im Ausland sammeln wird.“
Team Kärnten fordert Evaluation nach einem Jahr
Team Kärnten-Chef Bgm. Gerhard Köfer fordert dieses Modell nach einem Jahr genauestens zu evaluieren: „Wir sehen diese Maßnahme, die fünf Millionen Euro jährlich kostet, als Testballon. Ob des enormen Mitteleinsatzes muss dieser nach einer Testphase im Detail überprüft werden. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Vorhaben die gewünschten Ergebnisse im Sinne des Landes erzielt.“
„Abwanderung muss gestoppt werden“
Kritisch sieht der Kärntner FPÖ-Chef Klubobmann Erwin Angerer die Arbeitskräfteagentur: „Die Landesregierung sollte sich endlich darum kümmern, dass die eigenen jungen Leute Kärnten nicht fluchtartig verlassen, statt mit viel Steuergeld Personen aus Afrika und Asien zu suchen! Die Abwanderung aus Kärnten muss endlich gestoppt werden. Daher wäre es vernünftiger, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, die Lehre weiterzuentwickeln und mehr eigene Fachkräfte auszubilden.“
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