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Ostern: Darum bleiben erstmals heimische Legehennen-Ställe leer
Im Bild: Vizepräsidentin Maria Pein (Mitte), Hans-Peter Schlegl (rechts) – Obmann der steirischen Legehennen-Halter und Franz Gerngroß (links) – Leiter der Küche Graz

Ostern: Darum bleiben erstmals heimische Legehennen-Ställe leer

Vizepräsidentin Maria Pein mahnt Fairness-Paket für die heimischen Legehennen-Halter ein, die mit der Alternativ-Legehennen-Haltung gemeinsam mit den Konsumenten eine Erfolgsstory geschrieben haben.

von Amélie Meier
Amelie Meier 5 Minuten Online Redaktion
4 Minuten Lesezeit(807 Wörter)

Die gute Nachricht vorweg: Es gibt ausreichend heimische Ostereier. Erstmals seit dem pionierhaften Umstieg der steirischen Legehennen-Halter auf reine Alternativhaltung werden aktuell quer durch alle Haltungsformen – Bio-, Freiland- und Bodenhaltung – weniger Hennen gehalten, manche Ställe stehen seit einiger Zeit sogar leer. Was das für die Osterzeit bedeutet, in der die Nachfrage besonders groß ist, erklärt Vizepräsidentin Maria Pein: „Wir haben vorgesorgt. Die heimischen Legehennen-Halter können ausreichend Ostereier bereitstellen und eine sichere Versorgung garantieren. Jedes rund um die Osterzeit gelegte Ei wird als gefärbtes Osterei oder als frisches Ei angeboten.“ Im Schnitt isst jede Steirerin und jeder Steirer rund um Ostern 8 Stück gefärbte Ostereier.

Teuerung und Massenimporte

Teuerung und Massenimporte – keine wirklich rosigen Zeiten für die heimischen Legehennen-Halter, die sich jahrzehntelang der Alternativ-Haltung verschrieben haben. Doch warum müssen heimische Legehennen-Halter ihre Ställe noch immer teils leer stehen lassen? Das sind die Effekte der nach wie vor hohen Energie-, Verpackungs- und Logistikkosten sowie des russischen Angriffskriegs. Vizepräsidentin Pein: „Die hohen Kosten und der massive Importdruck durch Billigware mit viel, viel geringeren Tierschutzstandards aus Drittstaaten sowie anderen EU-Ländern, haben die heimischen Legehennen-Halter enorm verunsichert – viele Ställe unserer kleinstrukturierten Betriebe bleiben daher auch weiterhin leer. Wir hoffen, dass sich das Blatt wieder wendet und verlangen ein Drei-Punkte-Fairness-Paket für die Legehennen-Halter.“ Die Dimensionen bei den Importen sind gewaltig und haben sich in den vergangenen zwei Jahren sogar verfünffacht: Haben im Jahr 2022 nach einem kontinuierlichen jährlichen Rückgang nur mehr rund 62 Millionen Eier (täglich rund 170.000 Eier) in Form von Schaleneiern, Flüssig-Ei oder Eipulver mit niedrigen Tierschutzstandards die österreichische Grenze passiert, waren es im Vorjahr sogar mehr als 300 Millionen (sind täglich 823.149 Stück). Die steirischen Legehennen-Halter mit ihrer Premium-Eierqualität mussten folglich um 70.000 Legehennen weniger einstallen (Österreich: minus 322.000 Legehennen).

Drei-Punkte-Fairness-Paket:

„Für die heimischen Legehennen-Halter, die sich schon sehr lange der Alternativ-Haltung verschrieben haben, ist diese Entwicklung ein schwerer Schlag“, sagt auch Hans-Peter Schlegl, Obmann der steirischen Legehennen-Halter, der sich bei den Steirerinnen und Steirern bedankt. Er plädiert bei Schalen- sowie Frischeiern zu heimischer Premiumqualität zu greifen. Mehr Treue zu Eiern heimischer Herkunft wünschen sich Pein und Schlegl von der verarbeitenden Industrie und der Gastronomie, in deren Produkten und Speisen finden sich häufig versteckte ausländische Käfigeier – die Herkunft ist kaum gekennzeichnet. Pein und Schlegl verlangen daher von den politischen Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträgern ein Drei-Punkte-Fairnesspaket für die Konsumenten und die heimischen Legehennen-Halter.

Das drei Punkte Fairnesspaket

  1. Volle Transparenz für die Konsumenten bei verarbeiteten Lebensmitteln mit Ei-Anteil wie Nudeln, Kuchen, Mayonnaisen in den Geschäften durch eine durchgängige und verpflichtende Herkunftskennzeichnung vom Stall bis zum Ladentisch. Bisher endet die Herkunftskennzeichnung meist beim Schalenei, auf der Verpackung von Flüssigei sowie beim Eipulver. Bei weiterverarbeiteten Lebensmitteln mit Ei-Anteil hat die Herkunftskennzeichnung besonders viel Luft nach oben. Mit einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung wird sichtbar, woher die Ei-Zutaten bei Nudeln, Kuchen, Mayonnaisen und Co. stammen und die Konsumenten haben dadurch Wahlfreiheit. 83 Prozent der Österreicher:innen ist die Herkunft der Eier in Verarbeitungsprodukten sehr wichtig bzw. wichtig (RollAMA Motivanalyse, 2022, repräsentative Befragung)
  2. Volle Transparenz der Ei-Herkunft in der Gastronomie für die Gäste. Erfreulicherweise gehen einzelne Gastrobetriebe und Restaurants bereits freiwillig diesen Weg und schaffen sich so bei ihren Gästen einen Wettbewerbsvorteil. Ein entsprechendes unabhängiges Zertifizierungssystem hat die Landwirtschaftskammer mit dem Herkunftszeichen „Gut zu wissen“ bereits geschaffen.
  3. Mehr heimische Eier in Kantinen und Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen. Luft nach oben bei der heimischen Ei-Herkunft haben auch die öffentlichen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen wie Großküchen von Spitälern, Kindergärten, Schulen, Mensen oder Kantinen. Hier muss der Nationale Aktionsplan für öffentliche Beschaffung mit Leben erfüllt werden.

Mehrwert der heimischen Eier: Der große Unterschied zu den Massenimporten

Die Haltung von Legehennen unterliegen in der Steiermark und in Österreich EU-weit den höchsten Tierschutz- und Umweltstandards. Die Vorteile der österreichischen Legehennen-Haltung sind: weniger Hennen im Stall und im Freiland, kleinere Herdengrößen – Anzahl der Hennen pro Gruppe ist reglementiert, Pflicht zu Stempelung eines jeden Ei‘s sofort nach der Entnahme aus dem Nest, gentechnikfreie Fütterung mit Donausoja, Verzicht auf Schnabelstutzen in allen Haltungsformen, Eierdatenbank und Kontrolle der gesamten Warenströme, jährliche Gesundheitskontrolle durch den Tiergesundheitsdienst, Antibiotika-Datenbank, hoher Bioanteil.  Wie sind heimische Eier erkennbar? Heimische Schaleneier im Geschäft sind am Stempel am Ei erkennbar. Dieser zeigt das Herkunftsland, die Haltungsform und die individuelle Betriebsnummer des jeweiligen Legehennen-Halters. Bei gefärbten Ostereiern verdecken eher dunklere Farben diesen individuellen Ei-Stempel, bei helleren leuchtet er durch. Erkennbar ist die heimische Herkunft der Farb-Eier jedenfalls an der Verpackung, die das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel, das AMA-Biosiegel, „Gutes vom Bauernhof“ oder das EZG-Logo (Marke der österreichischen Frisch-Eier-Erzeugergemeinschaft) trägt.

Ostern: Darum bleiben erstmals heimische Legehennen-Ställe leer
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Rund um Ostern werden acht Eier gegessen

„Gut zu wissen“

In der Küche Graz werden täglich 9.500 Essen zubereitet. „Bei der Auswahl der Produkte steht für uns Regionalität an vorderster Stelle. Wir versuchen, so viel wie möglich von Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung zu beziehen“, betont Franz Gerngroß, Leiter der Küche Graz. Denn: „Wir wollen natürlich, dass unsere Gäste mit bester Qualität versorgt werden. Es ist uns aber auch wichtig, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen.“ Zertifiziert sind in der Küche Graz übrigens alle Produkte – also Fleisch, Eier, Milch und auch Wild. Die Vorteile für die Gäste, also Kindergärten, Horte, Schulen aber auch Vinzidorf, Vinzinest und Marienstüberl liegen für Großmann klar auf der Hand: „Wer unser Essen isst, weiß, was er auf dem Teller hat. Das wird den Menschen übrigens grundsätzlich immer wichtiger.“

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Keine reinen Cholesterinbomben

Sandra Holasek, Ernährungswissenschaftlerin, MedUni Graz: Ei-Cholesterin-Mythos von Wissenschaft geknackt. Neue Daten aus der Wissenschaft räumen mit dem Vorurteil auf, dass Eier reine Cholesterinbomben sind. Dazu Sandra Holasek, Ernährungswissenschaftlerin von der Medizinischen Universität Graz: „Das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch den Ei-Konsum zu erkranken ist nicht gegeben. Im Gegenteil: Das Ei ist ein hochwertiges gesundheitsförderndes Lebensmittel.“

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